Fördergelder für Brahmsgesellschaft

Baden-Baden (fvo) – Freudiges Ereignis für die Brahmsgesellschaft: Für den denkmalgerechten Umbau zweier Privaträume zur Museumserweiterung erhält sie 23.000 Euro an staatlicher Zuwendung.

Scheckübergabe: Staatssekretärin Katrin Schütz (rechts) und Carmen Theilmann (Toto-Lotto) überreichen Präsident Christof Maisch (vorne Mitte) die Zuwendungsbescheide.  Foto: Vollmer

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Scheckübergabe: Staatssekretärin Katrin Schütz (rechts) und Carmen Theilmann (Toto-Lotto) überreichen Präsident Christof Maisch (vorne Mitte) die Zuwendungsbescheide. Foto: Vollmer

Beste Lage, beste Aussicht, aber wahrlich nicht die beste Substanz: Die beiden südlich gelegenen Zimmer im Erdgeschoss des Brahmshauses in Lichtental, die bisher privat genutzt wurden, werden künftig öffentlich zur Verfügung stehen und als Erweiterungsräume des Museums genutzt. Für die denkmalgerechte Restaurierung und Instandsetzung sind 300000 Euro veranschlagt.

So gesehen war es in der Tat eine doppelt „schöne Botschaft“, die Katrin Schütz gestern im Gepäck hatte. Denn die Staatssekretärin im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau konnte der Brahmsgesellschaft nicht nur eine Zuwendung der Denkmalstiftung BW über 12000 Euro, sondern auch noch eine Zuwendung über 11000 Euro durch die Landesdenkmalpflege überreichen. Die Fördermittel selbst stammen von Lotterie-Erträgen, unter anderem aus der Glücksspirale.

Geld, das die Brahmsgesellschaft gut gebrauchen kann. „Wir haben noch eine Investitionslücke von rund 100000 Euro“, betont Präsident Christof Maisch. Und die Zeit für den Umbau drängt. Bis Ende 2021 müssen die Umbauten abgeschlossen sein, damit die Fördergelder nicht verfallen.

Wobei das „unschätzbare Juwel“ (Schütz) eine denkmalspezifische Förderung fraglos verdient, erfüllt es als Kulturdenkmal gleich mehrere Anforderungen. „Die Ausstattung ist weitgehend im Originalzustand erhalten“, so Schütz, es habe „einen beträchtlichen heimat- und kulturgeschichtlichen Wert als Schaffens- und Wohnstätte des Komponisten“, zudem dokumentiere es „in seltener Vollständigkeit die Wohnverhältnisse künstlerischer Kreise“ damaliger Zeit.

Interaktives Angebot

Dabei fand Schütz im Beisein der Landtagsabgeordneten Alexander Becker und Tobias Wald (beide CDU) auch lobende Worte für das große „bürgerschaftliche Engagement“.

Angedacht in beiden kleindimensionierten Räumen – sie liegen direkt unter jenen zwei Zimmern, in denen Brahms von 1865 bis 1874 die Sommermonate verbrachte – ist neben einer Art Begegnungsraum mit Sitzoption vor allem interaktive Angebote. Mit Bildtafeln sowie Video- und Audiosystemen (etwa Guides via Handy und QR-Code) soll Leben und Werk des Komponisten multimedial erlebbar werden – ein attraktives Ausstellungserlebnis für ein breites Publikum. „Ein Brahmshaus und man hört keine Musik“ – diese Vorstellung ist für Maisch ein Unding. „Es werden aber sicher auch einige Exponate hier reinkommen“, versichert Geschäftsführerin Ute Blumeyer.

Ziel ist es, das ganze Ensemble in guter Nachbarschaft zum Stipendiatenstudio „aufzuwerten, ohne den historischen Charakter einzuschränken“, sprich letztlich „das Denkmal lebendig erleben“ zu können. Wobei „das, was original ist, erhalten bleibt“, kündigte Maisch an und sprach von einem „erfolgversprechenden Konzept“.

Als Kurator des neuen Ausstellungskonzepts fungiert Professor Wolfgang Sandberger. Der Leiter des Brahmsinstituts Lübeck gilt als ausgewiesener Brahms-Experte. Für die baulichen Fragen zeichnet Korkut Demirag verantwortlich. Der Architekt aus Stuttgart ist spezialisiert auf Museumsprojekte dieser Art.

Der Umbau wird allerdings kein Spaziergang im Liebesliederwalzer-Takt, wie der bröckelnde Wandputz zeigt, in den teils noch altes Zeitungspapier eingearbeitet ist. „Es wird schon aufwendig, Wände und Struktur fachgerecht aufzuarbeiten“, erklärt Vize-Präsident Gerhard Schäferkord, nicht zuletzt mit Blick auf Brandschutz und Strom. Neben dem historischen Dielenboden, den Original-Holzfenstern wird vor allem das blauschimmernde Deckengemälde im größeren Raum eine Herausforderung. „Da kann man ja nicht einfach so drübermalen“, erklärt Schäferkord.

Beide Räume standen nach dem Auszug von Bewohnerin Imo Quero-Lehmann – die 77-Jährige spielte nicht selten „Türöffner“ für spontane Museumsbesucher und das „oft zu unmöglichen Zeiten“ (Maisch) – zuletzt zwei Jahre leer. Das Haus selbst ist seit dem Beinahe-Abriss 1966 im Besitz der Brahmsgesellschaft, die mit etlichen Eigenveranstaltungen Gelder akquiriert, dazu zählen allein 20 Konzerte im Vorjahr. „Nur mit Ehrenamt und gutem Wille lässt sich das Haus nicht erhalten“, so Maisch.

Löwenanteil bei den bisherigen Geldern bilden Mittel über das Leader-Programm (130000 Euro). Verdienste haben nun aber auch die Lottospieler des Landes. Sie sind laut Carmen Theilmann, Geschäftsführerin der Toto-Lotto-Regionaldirektion, „quasi die heimlichen Mäzene im Land“ – bei rund 28 Millionen Euro, die von hier an die Landesdenkmalpflege wandern.

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Erstellt:
7. August 2020, 07:00 Uhr
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