Pianistin Sofja Gülbadamova begeistert in Lichtental

Baden-Baden (ub) – Famose Interpretationen erlebten die Besucher kürzlich in der Lutherkirche in Lichtental: Die Pianistin Sofja Gülbadamova begeisterte mit Werken von Johannes Brahms.

Die mehrfach preisgekrönte Pianistin Sofja Gülbadamova konzertiert in der Lutherkirche in Lichtental.  Foto: Udo Barth

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Die mehrfach preisgekrönte Pianistin Sofja Gülbadamova konzertiert in der Lutherkirche in Lichtental. Foto: Udo Barth

„Des Dichters Herz“ war das Konzert der mehrfach preisgekrönten Pianistin Sofja Gülbadamova in der Lutherkirche in Lichtental überschrieben, veranstaltet von der Brahms-Gesellschaft Baden-Baden. Und Werke von Brahms waren es auch, die den Kern ihres Programmes ausmachten.

Zu Beginn wartete sie mit einführenden Worten auf, die allerdings aufgrund der nötigen Abstandshaltung unverständlich blieben. Was allerdings ihr Klavierspiel mehr als wettmachte. Die späten Klavierstücke von Johannes Brahms sind immer wieder unterschiedlich bewertet worden. Zumindest seine Seelenfreundin Clara Schumann war von diesen „Perlen“ begeistert. Und die Zuhörer im Montagskonzert waren es auch, zumal in dieser mustergültigen Interpretation.

Man mag beide Frauen, also Clara und Sofja umarmen, wenn man es denn dürfte, denn diese Stücke von fragiler Intimität und zuweilen heftiger Expressivität sind von Leidenschaft geprägt. Fast ohne Atempause bildete Gülbadamova die beiden Intermezzi aus op. 117 ab, in eindrücklicher Weise und mit hoher Tastenkultur. Vom Pedalgebrauch ganz zu schweigen, dies geschieht auch bei weitaus bekannteren Pianisten nicht unbedingt besser.

Intermezzo op. 116 Nr. 2 rührt zu Tränen

Die poetischen Anspielungen, die Brahms seinen Werken zugrunde legte, im Intermezzo Nr. 2 lieferte Herder die Vorlage, waren herauszuhören. „Schlaf sanft mein Kind, schlaf sanft und schön“ heißt es da. Ein Wiegenlied ist es bei dieser Interpretation wahrlich nicht, eher eine meditative Klavierleistung von immenser Suggestion. So wirkt die Suche von Brahms nach Motivik und Satzverknüpfung auf wunderbare Art.

Die facettenreiche, teilweise betont einfache, dann wieder komplexe Harmonik war spürbar, bis zur letzten Note durchdacht und schlüssig. Dann folgten Liedtranskriptionen von Edvard Grieg, und dies in rascher Abfolge. „Die erste Begegnung“ mit dieser war nichts weniger als aufregend. Und der „Mutterschmerz“ aus op. 52 führte tief ins Herz. Intensiv arbeitete Gülbadamova die dynamischen Möglichkeiten heraus. „Das Dichters Herz“ beschloss diese nordische Seelenschau. Und danach, fast ohne Übergang, das Brahms-Intermezzo op. 118 Nr. 2. Das war programmatisch durchdacht. Der „Hit“ des Abends war wohl das Intermezzo op. 116 Nr. 2, ein Stück, welches zu Tränen rührte.

Zum finalen Ende gab es einen Komponisten zu erleben, der selbst Musikkritikern fast aus dem Gedächtnis fiel. Die zwei Stücke von Ernst von Dohnányi boten der Pianistin die Möglichkeit, vollgriffige Akkorde durch die Lutherkirche strömen zu lassen. Sein Valse Impromptu ließ das alte Wien auferstehen, mit seiner ganzen Morbidität an der Grenze zum Untergang. Famos interpretiert!

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Erstellt:
14. Juli 2021, 14:00 Uhr
Lesedauer:
ca. 2min 13sec

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