Schlechte Aussicht für Bühler Zwetschgenernte
Bühl (nad) – „Frühlingsregen bringt Segen“ besagt eine alte Bauernregel. Doch der Frühling ist längst vorbei und die anhaltenden Regenfälle könnten zum Fluch für die Zwetschgenernte in Bühl werden.

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Zwetschgenbäume am „Galgenbuckel“: Der anhaltende Regen bereitet Landwirt Thomas Metzinger Sorgen. Foto: Natalie Dresler
Die Zwetschgensaison ist eröffnet und Liebhaber freuen sich auf die kleine blaue Frucht in allen Variationen: Kuchen, Marmelade, Senf, Likör oder einfach die pure „Quetsch“ gehören zum Bühler Sommer wie die Kirsche auf die Schwarzwälder Torte. Doch dieses Jahr macht die Witterung dem beliebten Steinobst zu schaffen und könnte die Erträge in den folgenden Erntemonaten erheblich vermindern. Schuld daran sind nicht nur die lang andauernden und starken Regenfälle, sondern auch der ungewöhnlich häufige Frost bis in den Mai und in die Blütezeit der Zwetschgenbäume hinein. „Der Frost hat zugeschlagen“, betont Markus Litterst, Anbauberater beim Obstgroßmarkt Mittelbaden (OGM) in Oberkirch, und deutet an, dass ein Ernteausfall von gut 30 Prozent aufgrund von Frost zu erwarten sei.
Mit viel Regen könnte Fruchtfäule einsetzen
Weniger Fruchtbehang und eine verspätete Ernte ist auch bei Landwirt Thomas Metzinger in Ottersweier-Haft zu beobachten. Gut drei Wochen nach hinten habe sich bei ihm das „Erntefenster“ aufgrund niedriger Temperaturen verschoben. Jetzt kann man die ersten Zwetschgen der Frühsorte „Ruth Gerstetter“ in seinem Hofladen Querfeldein kaufen, und schon bald soll dann die süße und aromatische Sorte „Katinka“ vom „Galgenbuckel“ geerntet werden können.

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Süßes, rundes Gaumenglück: Die ersten Zwetschgen sind nach witterungsbedingter Verzögerung reif. Foto: Natalie Dresler
Erhöhter Einsatz von Pflanzenschutzmitteln notwendig
Auch Michael Hönig hofft auf eine bessere Wetterlage. Der Balzhofener verzeichnet beim Behang einiger Sorten starke Einbußen aufgrund von Frost. Für die bevorstehende Erntezeit ist seiner Meinung nach nicht nur die Fruchtfäule eine „Gefahr“, sondern auch, dass die Zwetschgen bei zu viel Feuchtigkeit aufplatzen. Denn der Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins Balzhofen weiß, dass niemand auf dem Markt Früchte mit diesem „Schönheitsfehler“ kaufen möchte. Außerdem gehe durch das Aufplatzen Süße verloren, weshalb die Zwetschgen nicht einmal mehr für Brennereien „interessant“ seien.Für den Landwirt ist Pflanzenschutz gerade jetzt notwendig, um eine ertragreiche und qualitativ gute Ernte zu gewährleisten – auch wenn dies in der Öffentlichkeit meist „verpönt“ wird. „Man muss die Zwetschgen schützen“, verdeutlicht er im BT-Gespräch. Ob der viele Regen tatsächlich zu hohem Ernteverlust führen wird, ist laut Litterst vom OGM aber erst im späteren Reifestadion absehbar. „Wir hoffen, dass das Wetter sich stabilisiert“, unterstreicht er die schwierigen Umstände für die Obstbauern im sonst so sonnenverwöhnten mittelbadischen Raum.